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64. Internationale Automobilausstellung vom 15. - 25. September 2011 in Frankfurt
am Main
![]() Unter diesem Motto startet am 15. September 2011 die 64. IAA in Frankfurt am Main. ![]() Das Jahr nach der Krise, oder wieder alles beim Alten - mit Milliardengewinnen zurück in die Zukunft! Die erneute Börsen und Bankenkrise erreicht derzeit einen neuen Höhepunkt und rüttelt abermals an der sich gerade berappelten Automobilindustrie. Doch wieder erwartend ist davon auf der diesjährigen IAA nichts zu spüren. Alle Hersteller präsentieren sich gewohnt stark und buhlen um die Gunst der interessierten Besucher. Doch was ist aus dem Versprechen an die Politik geworden, wo sind die Fahrzeuge, die sich gegen den massiven Co2 Ausstoß richten und uns eine emissionsfreie Zukunft bescheren sollen? Ein paar Hersteller haben ihr Versprechen zumindest teilweise eingelöst und präsentieren bereits ein paar kaufbare Elektrofahrzeuge. In den letzten Wochen konnte man eine ganze Armada von neuen Amperas aus dem Hause Opel durch den Taunus fahren sehen. Doch wer genau hinsieht, der bekommt beim über 40.000,-- EUR teuren Elektromobil lediglich ein altgewohntes Dieselfahrzeug mit einem Elektromotor, der gerade mal ein paar Kilometer alleine fahren kann. Man nennt das innovativ "Reichweitenverlängerung" und gibt vor, die theoretisch möglichen 60 km Elektroreichweite so gewählt zu haben, wie es sich der Kunde - im Rahmen einer ausgewählten Kundenbefragung - gewünscht hätte. Das ist soweit blanker Unsinn, denn wer heute bereit ist, mehr Geld für ein Fahrzeug auszugeben, um etwas gutes für die Umwelt tun zu wollen, der möchte nach 60 km nicht am Wegesrand liegen bleiben. Nein, er möchte genauso weit fahren, wie er es mit einem herkömmlichen Fahrzeug gewohnt ist. Andernfalls wird er ein solches Fahrzeug nicht in seine Kauferwägungen ziehen. Und genau der Ampera ist auch das Beispiel dafür, dass es einige Hersteller noch nicht verstanden haben, dass die neuen Technologienen besonders dazu dienen, zweckorientierte Fahrzeuge auf den Markt zu bringen. Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, nur ein Fahrzeug in der Garage stehen zu haben. Das "all in one" Modell hat ausgedient und wird sich so mit den neuen Technologien nicht mehr realisieren lassen. Zu groß ist der Aufwand Energie so zu kompensieren, um alle Aufgaben des menschlichen Daseins mit nur einem Fahrzeug abdecken zu wollen. Doch genau sowas versuchen die Automobilhersteller und verschwenden damit Zeit und Ressourcen die notwendig wären, um schnell den Markt mit dem zu beliefern, was er wirklich braucht. Renault hat da seine Hausaufgaben irgendwie besser gemacht und präsentiert mit dem TWIZY genau das, was mehr als 90% der morgentlichen Pendler brauchen: Denn wenn man heute in die Fahrzeuge im morgentlichen Ballungsraumstelldichein (auch liebevoll "STAU" genannt) sieht, findet man nach wie vor nur selten mehr als eine Person im Fahrzeug. Also warum Fahrzeuge für mehr als eine Person bauen, wenn man nur eben den einen Platz braucht. Damit muss man auch keine Akkus für etwaige Mitfahrer mit sich rumschleppen und kommt so den entscheidenden Schritt weiter. Gut, Renault könnte dem Fahrzeug noch ein paar Seitenscheiben spendieren, dann wäre es im Winter nicht so kalt und man könnte den TWIZY auch bei schlechtem Wetter nutzen. Auch Audi geht in diese Richtung und präsentiert mit dem "Urban Concept" ein durchaus zweckorientiertes Modell, um zumindes unsere Städte und Ballungsgebiete etwas "sauberer" zu machen: Schade nur, dass Audi sich bei der Conceptstudie wieder so weit aus dem Fenster gelehnt hat, dass ein solches Model für den "normalen" Erdenbürger, der sich nicht im geldfreien Cluster ala Disney's TRON bewegt, kaum erschwinglich sein wird. Der R8 e-tron, der vor 2 Jahren hier auf der IAA vorgestellt wurde, hat zumindest Gestalt angenommen und steht fahrbereit auf der rd. 400 Meter langen Teststrecke, die Audi extra hier auf die IAA mitgebracht hat, interessierten Besuchern für eine kurze Rundfahrt zur Verfügung, was natürlich sofort genutzt wurde: Das Fahrgefühl unterscheidet sich erstmal nicht von einem "normalen" R8. Sitzposition, Interieur, Exterieur etc. alles wie beim Verbrenner. Doch dann gibt man "Gas" und schon ist alles anders. Nichts, gar nichts und das, obwohl so viel Power zur Verfügung steht. Elektromobile brauchen also doch eine Menge Verstand, denn man muss sich von allem verabschieden, was man von bisherigen Supersportwagen gewohnt ist. Fahrspass zum Beispiel, dem Sound jeden einzelnen Zylinders, wenn er mit Doppelvergasern oder hitech Einspritzanlagen mit Treibstoff angereicherter Luft beatmet wird. Und das soll Spass machen? Na ja, nicht wirklich. Zugegeben, ich beheize mein Haus und die Warmwasserversorgung mit Erdwärme. Da steht mir ein großes Emissionsguthaben zur Verfügung was hilft, nicht wirklich vom Audi R8 e-tron, im Vergleich zu seinem Verbrennungsbruder, den ich vor kurzem einmal fahren durfte, begeistert zu sein. Aber egal, solche Autos sind auch notwendig, um die Technologie voran zu bringen. BMW hingegen schaffte es leider nicht, seine e-Concepte soweit voran zu bringen, um auf der IAA echte Erfolgsfahrzeuge präsentieren zu können: Das i8 Concept wurde unverändert bereits vor 2 Jahren präsentiert und das i3 Concept ist auch nicht neu und irgendwie hat man bei BMW das Gefühl, die sollen auch nicht zur Marktreife heran wachsen. BMW hat Jahrzehnte in die Wasserstoffforschung gesteckt und rühmte sich, auch nach 20 Jahren "nur" einen Technologieträger für die Teststrecke gebaut zu haben. Der hat zwar jede Menge Preise und Rekorde eingefahren, doch am Ende war Wasser- stoff doch eine Spur zu explosiv, um einen geordneten Weg auf deutsche Autobahnen finden zu können. Hoffen wir, das BMW das nicht auch bei der e-Technologie passiert, denn der Markt schreit förmlich nach bezahlbaren und zweckorientierten Elektromobilen. Der Markt für e-Bikes boomt und sogar beim Diskounter um die Ecke kann man ein Fahrad mit Elektromotor aus Fernost kaufen. Beachtet man, dass Ferdinand Porsche bereits im Jahre 1896 das Patent auf den Radnaben- motor anmeldete und mit dem Lohner-Porsche im Jahre 1900 den ersten elektrobetriebenen Allradporsche auf der Rennstrecke fuhr kann man eigentlich nur sagen: "Schämt Euch, mehr als 100 Jahre verschwendet zu haben"! Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Automobilindustrie im Großen und Ganzen auch im Jahre 2011 das präsentiert, was wir die letzten 100 Jahre schon gesehen haben: Immer größere, schwerere und leistungsstärkere Verbrennungsfahrzeuge. Doch die machen nach wie vor Spass und man kann mit dem "all in one" serienmäßig in die Zukunft fahren. Zukunft? Das soll immer noch Zukunft haben? Das schöne daran ist, dass die Zukunft nach wie vor niemand genau vorher sagen kann. Wir beschränken uns daher mit der Gegenwart, eine Gegenwart, in der jeden Tag neue Erdöl- und Gasvorkommen auf der Welt gefunden und für den automobilen Nutzen erschlossen werden. Wie bereits erwähnt, habe ich durch die Nutzung von Erdwärme einen großen Emissionsbonus, der es meinem Gewissen erleichtert, auch mal einen Sportwagen mit hohem Verbrauch an die Grenzen seiner Belastbarkeit bringen zu können. Aus diesem Grunde ist die auf die Automobilbranche beschränkte ewige Diskussion um Emissionen, Co2-Ausstoß etc. eigentlich eine unfaire und ermüdende Angelegenheit. Das Thema ist nach wie vor global zu betrachten und nur wer genau hinsieht, dem erschließt sich der Schlüssel zur ausgewogegen Verhältnis- mäßigkeit. Elektrofahrzeuge für die Stadt, Dieselfahrzeuge für Lastentransport und große Wegstrecken und alles andere für das was uns Menschen ausmacht. Was das ist? Ganz einfach Phantasie. Also lassen Sie Ihrer Phantasie doch mal wieder freien Lauf! Hier ein paar Impressionen, die hoffentlich Ihre Phantasie beflügeln: Schade, das wars von der IAA 2011 in Frankfurt am Main. Wenn Sie mehr sehen wollen, dann fahren Sie doch mal hin. Bis zum 25. September haben Sie noch die Gelegenheit dazu. Oder Sie besuchen den Mosaikboten wieder, der 2013 erneut von der 65. IAA berichten wird. Text und Fotos © by schindler production September 2011 IAA-Logo und Hallenplan © by VDA e.V. (Ausgewiesene Warenzeichen und Markennamen gehören ihren jeweiligen Eigentümern) |